Aber die eigentliche Arbeit findet nicht erst im Meetingraum oder im Video-Call statt. Sie beginnt schon in der Vorbereitung, die du vorher machst.
Die Mentoring-Beziehung, in die du gleich startest, geht über reine Karriere-Tipps oder Networking hinaus.
Ihr schafft gemeinsam einen Raum, in dem wertvolle Einsichten in beide Richtungen fließen, in dem gegenseitiger Respekt etwas wirklich Transformierendes entstehen lässt. Und das beginnt damit, dass du nicht nur mit ein paar Fragen erscheinst, sondern mit Klarheit über dich selbst.
Die meiste Ratgeberliteratur über das erste Mentorengespräch konzentriert sich auf oberflächliche
Tipps:
- Informiere dich über den Hintergrund deines Mentors
- Bereite ein paar clevere Fragen vor
- Kleide dich passend
Alles nicht falsch, aber es greift zu kurz. Die Mentees, die wirklich starke und nachhaltige Beziehungen aufbauen, bringen nicht nur Recherche mit, sondern vor allem Selbstbewusstsein und Selbstkenntnis.
Schritt 1: Erstelle dein persönliches Visions-Statement
Bevor du um Rat zu deiner Karriere bittest, musst du wissen, wohin dein Weg überhaupt führen soll.
Du brauchst keinen starren Fünfjahresplan, aber du solltest ein Gefühl dafür entwickeln, welches Leben und welche Karriere du dir aufbauen willst.
Dieses Visions-Statement wird zur Grundlage für jedes Mentoring-Gespräch.
Wenn Mentor und Mentee diese Vision teilen, haben alle Gespräche echten Fokus und Sinn.
So erstellst du dein Statement:
Schließe die Augen und stell dir vor, wie dein Leben in fünf Jahren aussieht. Nicht die vorsichtige, „realistische“ Version, sondern die, in der alles richtig gut gelaufen ist.
- Wie sieht ein ganz normaler Dienstag aus?
- Welche Arbeit erfüllt und begeistert dich?
- Welchen Einfluss hast du auf andere?
- Welches Vermächtnis baust du dir auf?
Schreib es im Präsens auf:
Anstatt
„Ich werde ein Team leiten“
schreibe
„Ich leite ein diverses Team aus kreativen Köpfen, die mir vertrauen und den Mut haben, Risiken einzugehen.“
Im Präsens zu schreiben, schafft eine emotionale Verbindung und macht deine Vision greifbar.
Oder, wie Antoine de Saint-Exupéry sagte:
„Eine Vision ohne Plan ist nur ein Wunsch. Ein Plan ohne Vision ist nur harte Arbeit. Aber eine Vision mit einem Plan kann die Welt verändern.“
Dieses Statement wird zu deinem Kompass für die Karriere. Wenn dein Mentor dir Tipps zur Führung gibt oder Networking-Gelegenheiten empfiehlt, weißt du sofort, ob das zu deinem Weg passt.
Schritt 2: Stell dir die wichtigen Fragen
Viele gehen ins erste Meeting mit der Erwartung, dass der Mentor ihnen sagt, was sie tun sollen.
Die erfolgreichsten Mentees kennen sich selbst aber gut genug, um gezielt nach der Art von Unterstützung zu fragen, die sie wirklich brauchen.
Deine Zeit ist wertvoll, also werde dir klar darüber, wer du bist und was du von einem Mentor erwartest.
Nutze diese Reflexionsfragen:
- Was sagen Kolleginnen und Kollegen regelmäßig über meine Arbeit oder meinen Führungsstil?
- Wann war ich beruflich am meisten erfüllt und energiegeladen?
- Welche Herausforderungen tauchen immer wieder auf, und welches Muster erkenne ich dabei?
- Welchen Einfluss habe ich aktuell auf andere, und wie möchte ich diesen ausbauen?
- Auf welche beruflichen Erfolge bin ich am stolzesten?
- In welchen Situationen fühle ich mich am authentischsten und sichersten?
Diese Fragen zeigen dir die Lücke zwischen deinem aktuellen Stand und deiner Vision.
Genau diese Lücke wird zur Roadmap für dein Mentoring.
Anstatt zu fragen
„Was soll ich mit meiner Karriere machen?“
kannst du fragen:
„Angesichts meiner Vision und der Herausforderungen, die ich identifiziert habe, welche konkreten Tipps würden Sie mir geben?“
So wird aus einem allgemeinen Gespräch eine Session mit klaren Handlungsempfehlungen, die du direkt umsetzen kannst.
Schritt 3: Mach eine Kompetenz-Analyse
Dieser Schritt erfordert Ehrlichkeit, aber hier beginnt das echte Wachstum. Du bewertest dich selbst in den Kernkompetenzen, die deine Vision erfordert.
Erstelle drei Spalten:
- Wichtige Kompetenzen: Welche Fähigkeiten, Kenntnisse und Eigenschaften brauchst du, um deine Vision zu erreichen?
- Aktueller Stand (1–10): Wo stehst du jetzt, ganz ehrlich?
- Verbesserungsaktionen: Welche konkreten Schritte helfen dir, die Lücke zu schließen?
Beispiel: Wenn deine Vision vorsieht, ein bereichsübergreifendes
Team zu führen, könntest du dich so einschätzen:
- Strategisches Denken: 6/10
- Kommunikationsfähigkeiten: 8/10
- Konfliktlösung: 4/10
- Aktives Zuhören: 7/10
Mit dieser Analyse wird dein Mentoring-Gespräch sofort viel konkreter.
Du kannst sagen: „Ich habe Konfliktlösung als Schwachpunkt identifiziert. Können Sie mir erzählen, wie Sie diese Fähigkeit entwickelt haben?“ oder „Strategisches Denken ist für mich ein offener Punkt. Welche Methoden oder Frameworks haben Ihnen am meisten geholfen?“
Dein Mentor wird diese Struktur schätzen, weil er sofort gezielt ansetzen kann, statt zu raten, was du brauchst.
Schritt 4: Finde dein ‚Warum‘ (deinen Antrieb)
Was unterscheidet Mentees, die wirklich Erfüllung im Mentoring finden, von denen, die nur Tipps sammeln? Sie haben Klarheit über ihre tiefere Motivation.
Frag dich selbst:
- Warum will ich gerade jetzt wachsen?
- Welchen Einfluss möchte ich auf andere haben?
- Welches Vermächtnis baue ich auf?
- Wie verbindet sich beruflicher Erfolg mit meinem größeren Lebenssinn?
Mögliche Antworten könnten sein:
- Mehr Chancengleichheit schaffen für andere
- Komplexe Probleme lösen, die relevant sind
- Etwas aufbauen, das Bestand hat
- Mehr Selbstvertrauen gewinnen, um größere Risiken einzugehen
Wenn du dein Warum kennst, kannst du es im Gespräch klar kommunizieren.
Und dein Mentor versteht dadurch auch viel besser, wie er dich unterstützen kann. Jemand, der von „Impact“ motiviert ist, braucht andere Impulse als jemand, der nach fachlicher Tiefe oder finanzieller Sicherheit strebt.
Oder, wie es oft heißt:
„Dein ‚Warum‘ ist der Zweck, die Ursache oder die Überzeugung, die dich antreibt. Es geht nicht darum, was du tust, sondern warum du es tust.“
So stellst du dich auf Erfolg ein
Wenn du so vorbereitet ins erste Treffen gehst, passiert Folgendes:
Du zeigst Respekt für die Zeit deines Mentors.
Statt dass er herausfinden muss, wie er dir helfen kann, hast du die Vorarbeit schon geleistet.
Du schaffst Fokus.
Mit klaren Zielen und Selbstreflexion bleibt das Gespräch produktiv und schweift nicht ab.
Du ermöglichst echte Tiefe.
Wenn du dich selbst gut kennst, kannst du offener über Herausforderungen sprechen und ehrliches Feedback bekommen.
Du wirkst coachable.
Mentoren wollen mit Menschen arbeiten, die wirklich wachsen wollen und bereit sind, ihren Teil dazu beizutragen.
Deine Transformation
Mentees, die sich so vorbereiten, berichten von deutlich stärkeren Erfahrungen.
Sie verlassen ihr erstes Treffen nicht mit allgemeinen Tipps, sondern mit klaren, individuellen Handlungsplänen. Statt im nächsten Gespräch ratlos zu sein, haben sie eine klare Agenda, die sich an ihren Entwicklungsfeldern orientiert.
Die Beziehung wird für beide Seiten wertvoll, weil du Einsichten und Selbstreflexion mitbringst – nicht nur Fragen.
Mentoren arbeiten gerne mit Menschen, die es ernst meinen. Für sie ist das genauso bereichernd.
Zukünftige Gespräche bauen organisch aufeinander auf, weil du deinen Fortschritt reflektieren kannst: Welche Schritte hast du umgesetzt, welche Hürden gab es, und was hast du gelernt?
Deine Checkliste für die Vorbereitung
Bevor du ins erste Meeting gehst, stelle sicher, dass du hast:
- Ein schriftliches Visions-Statement, das dich begeistert
- Antworten auf die wichtigsten Reflexionsfragen zu deiner aktuellen Situation
- Eine ehrliche Kompetenz-Analyse mit Selbstbewertung
- Klarheit über deine Motivation und dein Warum
- Konkrete Fragen, die aus dieser Vorarbeit entstehen
So wirst du vom allgemeinen Rat-Sucher zum echten Partner für deine berufliche Weiterentwicklung.
Du hoffst nicht nur auf Einsichten – du erschaffst sie aktiv.
Denk dran: Mentoring ist keine Einbahnstraße.
Wenn beide Seiten offen und vorbereitet ins Gespräch gehen, passiert wahre Veränderung.
Dein Mentor investiert seine Zeit, weil er an dein Potenzial glaubt. Ehre dieses Investment, indem du als die bestvorbereitete Version deiner selbst erscheinst.
Der Fortschritt, der darauf folgt, wird alles übertreffen, was du dir vorgestellt hast, als du um dieses erste Treffen gebeten hast.
Jeder braucht einen Mentor. Finde deinen auf Mentor Lane.jpg
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